….fühle ich mich seit Wochen, Monaten. 

Auf eine Weise, die mich mit mehr Leben erfüllt, als je zuvor. 

Nichts interessiert mich, ich habe keinerlei Fragen, ich bin einfach bloß da. 

Genieße plätschernden Regen, warme Sonnenstrahlen, schaue den Rehen in der Abenddämmerung zu, sitze auf dem Holzbänkchen und betrachte den Himmel. 

Hänge wie in Zeitlupe die Wäsche auf, umarme meinen Tinätscher und lache über den Anblick der Weather Girls, die sich begeistert gackernd auf den frisch bestückten Kompost stürzen, als wären die Küchenabfälle der letzten Tage ein 5-Sterne-Menü. 

Losgelöst. 

Und gleichzeitig sowas von fokussiert auf das, was Leben ausmacht: 

Wachsen. Ruhen. Fühlen. 

Ich ertrage keine dämlichen Texte mehr über irgendwelche „hochspirituellen“ Themen wie „Tages-Energien“, für den Frieden meditieren, die Einnahme von was auch immer für mehr was auch immer, was Männer sollen und wollen und Frauen nicht oder umgekehrt, das „richtige Mindset“, was es alles zu erreichen gilt, um sich endlich reich zu fühlen und wie man es anstellt. 

Diese ganze Sch…., mit der wir uns lebenslang befassen, um….

Was wir alles angeblich sollten, müssen, könnten. 

Es quillt mir zu den Ohren raus. 

Wie alle sich abrackern, um sich als besonders besonders hervorzutun, als hochfrequent, eloquent, medial oder diagonal. 

Wie furchtbar ernst und wichtig wir uns nehmen und meinen, den Lauf der Dinge für immer zu verändern.

Und wie wir alle demselben Rotz hinterherrennen- Anerkennung, Kohle und lav. 

Von mir aus könnte sich jetzt der Vorhang schließen- aber noch so ein bißchen Vogelgezwitscher und Frühlingsgefühle ist auch fein. 

Für immer sind wir leuchtende Sterne, die für eine Millisekunde vergessen, was sie sind, um in dieser kurzen Zeit eine möglichst umfassende Bandbreite von Emotionen zu erleben und die Köstlichkeit eines irdenen Körpergefäßes. 

Und egal, wie „verpfuscht“ oder „erfolglos“ -nach gängigen, weltlichen Maßstäben gemessen- unser Leben auch sein mag: es ist glorios, grandios und ganz grundsätzlich fantastisch. Und wir sehen es, wenn wir dereinst zurückkehren. 

Weil nichts von dem ganzen Scheißdreck, den wir für ach so wichtig hielten, von irgendeiner Bedeutung sein wird. 

Wenn wir zurückschauen, körperlos, uns endlich wieder erinnernd und im Begriff, uns erneut in den strahlenden Stern zu verwandeln, der wir immer waren und immer sein werden, dann werden wir uns mit den Augen Gottes betrachten und wir werden keinerlei Fehl sehen. 

Unser ganzen Bewertungen, Ansprüche, Überzeugungen und Urteile- dahin. 

Wert-los. 

Wir werden sehen, dass wir exakt das gelebt haben, wozu wir uns davor verpflichtet haben und dass so etwas lächerliches wie „Erfolglosigkeit“ oder „Schuld“ nie existierte. 

Wir werden sehen, dass immer und ausnahmslos genau das erfolgte, was erfolgen sollte- und wie sehr wir uns das Leben schwer gemacht haben mit unseren ständigen Versuchen, alles in die „richtigen“ Bahnen zu lenken, wo es nie falsche gab. 

Und vor allem werden wir sehen, dass ganz egal, wie wir uns wann wie entschieden haben, es immer gut und richtig war und tatsächlich gleich gültig. 

Ich hab mich immer dran erinnert, an den leuchtenden Stern. 

Und ich weiß, dass es vielen so geht. 

Das Gefühl, vollkommen am falschen Platz zu sein. 

Nicht reinzupassen. 

Keinerlei Anteil zu nehmen an dem ganzen Gedöns, das hier veranstaltet wird. 

So müde zu sein von all den gescheiterten Versuchen, dem ganzen Dauer-Geheile von etwas, was nie zerbrochen war, dem zerreden, dem Schmerz und Elend und der Selbstdarstellung. 

Der Körper schwer und ungelenk, die Batterie leer und Oropax im Ohr, um nicht mehr das immer selbe Geschwafel hören zu müssen von Krieg und tausenderlei Ängsten, Licht und Liebe, für immer dein, juhu- wir werden die Welt verändern, juhu- ich werde dein Leben verändern, wenn du mir 200k dafür gibst, wir MÜSSEN endlich…, sonst…., etc pp. 

PAUSE- Taste. 

Die ist grade gedrückt. 

Aber sowas von. 

Ich hab genug. 

Ich erinner mich. 

Ich erinner mich so sehr, dass ich wegen dem Milchschaum auf dem Cappuccino hergekommen bin. 

Der geschmolzenen Schokolade. 

Salzige Oliven und tropfende Granatäpfel.

Herzschmerz und Ekstase.

Tiefste Verzweiflung und glühender Hass. 

(Sich selbst alles) Versagen.

Fülle in Dingen suchen und sie dort nie finden, weil man mich gelehrt hat, an Mangel zu glauben.

Gänseblümchen und duftende Rosen.

Gott und Gnade und Güte. 

Oh, soviel Güte. 

Mich selbst (aus)halten und dadurch das ganze Universum. 

Elend und Angst bis zum abwinken, Ozeane an Tränen. 

Trunkenheit- besoffen von all den Empfindungen, die dieser Körper möglich macht. 

Und jetzt: ist ausnüchtern dran. 

Ganz nüchtern betrachten, was wirklich wichtig ist: 

Dem Gras beim wachsen zuschauen. 

Den Finger in den Milchschaum tunken. 

Dem Wind lauschen. 

Bäume bewundern. 

Erdenkind und Sternenreiter sein- aber grade mehr Sternenreiter. 

Auf zu neuen Gefilden. 

Einmal mehr. 

Und wenn ich unterwegs dahin noch irgendwas hör von scheiß Seelenpartnern, Portaltagen, Frikwenzies, Tages-Energien oder Affenpocken in der AFD, dann fahr ich- hoffentlich- mit einem lauten Furz zum Donnerdrummel. 

Innenseiter

(heute ohne blödes Herz) 

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